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Claudia Som von der EMPA im Interview über Textil-Recycling: «Konsumenten sollten kritische Fragen stellen»

Claudia Som

Claudia Som

Claudia Som widmet sich der Forschung zu «Nachhaltiger Innovation». Bild ZVG EMPA

Die Schweiz und die EU forcieren die Wiederverwendung von Rohstoffen. Doch die Kreislaufwirtschaft in der Textilbranche treibt trotz bester Bemühungen zuweilen abstruse Blüten. Denn auch Recycling kann der Umwelt schaden. Empa-Forscherin Claudia Som räumt im Interview mit Nachhaltigkeits-Mythen auf und sagt, wie Konsumentinnen und Konsumenten schwarze Schafe erkennen.

Frau Som, mit Ihren KollegInnen an der Empa haben Sie die Umweltbilanz einer Outdoorjacke aus Recycling-Material untersucht. Heraus kam dabei unter anderem, dass die Verwendung von Polyester aus PET-Flaschen keinen grossen Vorteil bringt – für Laien vielleicht überraschend. Hätten Sie das erwartet?

Claudia Som: Schon vor unserer Studie hatten wir von Experten aus der Verpackungsindustrie vernommen, dass das «Flaschen-PET» aus Qualitätsgründen besser im Flaschen-Kreislauf bleiben sollte. Es gab sogar Gerüchte, dass findige Unternehmer im Ausland PET-Flaschen gar nicht für Getränke herstellen, sondern um von der hohen Nachfrage nach «Recycling-PET» zu profitieren. Daher muss man genau hinschauen, woher das PET kommt und welche Qualitätsanforderung es für die Recycling-«Loops» erfüllen muss – vor allem, wenn viele Durchgänge erzielt werden sollen.

Recycling und Kreislaufwirtschaft im Textilbereich ist längst auch in der Politik ein Thema. Sie haben kürzlich eine Umfrage unter Schweizer Textilfirmen gemacht, um das Potenzial zu erkunden. Was waren Ihre Erkenntnisse?

Die Idee, die Produktionsabfälle in der Textilindustrie genauer anzuschauen, kam uns bei einem Firmenbesuch. Obwohl die Firma versucht hat, Abfälle zu reduzieren und eine sinnvolle Weiternutzung zu finden, landete ein grosser Teil von hochwertigen Materialien in der Kehrrichtverbrennung. Oft bleiben Unternehmen auch im Ungewissen, was Abnehmer mit dem Material tun. Interessant für uns war, dass auch Designer beitragen können, Produktionsabfälle zu vermeiden – zum Beispiel, indem sie Farbabweichungen tolerieren.

Der grösste Teil der Kleidung landet heute am Ende der Lebensdauer in der Verbrennung oder auf einer Deponie – ungenutzt. Wie hoch schätzen Sie das Potenzial für Recycling ein?

Aus unseren Kontakten zur Schweizer- und europäischen Industrie haben wir gelernt, dass erfolgreiches Recycling davon abhängt, wie gut man Zusammensetzung und Qualität des Materials kennt. Ausserdem braucht es genügend grosse Mengen, damit die Prozesse wirtschaftlich werden. Unsere Kleidung aus zum Teil wilden Materialmischungen und die «Fast fashion» mit tiefer Materialqualität machen erfolgreiches Recycling schwieriger. Deshalb hoffen wir, dass unsere Forschung zu Schweizer Produktionsabfällen einen Beitrag leistet, schneller eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft aufzubauen. Denn in der Schweizer wie auch in der europäischen Produktion ist die Qualität des Materials relativ hoch, die Zusammensetzung weitgehend bekannt, und es fallen relativ grosse Mengen desselben Materials an.

Ist Recycling überhaupt in jedem Fall sinnvoll?

Recycling ist nicht automatisch nachhaltig. Zum einen kann der notwendige Aufwand fürs Recycling hoch sein – nur schon wegen der Logistik. Zum anderen können durch Material- und Qualitätsverluste oder durch Verunreinigungen bei jedem Recycling-Durchgang Probleme entstehen. Die EU und die Schweiz wollen das Recycling stark forcieren. Das könnte aber sogar zu noch grösseren Umweltproblemen führen – zum Beispiel, wenn die Recyclingtechnologie viele Ressourcen benötigt.

Mittlerweile gibt es von Herstellern viele Initiativen, etwa Labels für nachhaltige Produkte oder Recycling – für Kunden kann das verwirrend sein. Haben Sie einen Tipp für Konsumenten, sich zu orientieren?

Selbst Experten haben Mühe, das Thema zu überblicken. Ich empfehle die Label-Ratgeber von Nicht-Regierungsorganisationen. Konsumenten sollten auch kritische Fragen stellen, etwa, woher das PET kommt, wo produziert wird. So bekommt man zumindest einen Eindruck, wie viel die Anbieter wissen und wie engagiert sie sind.

Bei der Forschungsinitiative «Subitex» (s. Infobox) arbeiten Empa-Forschende fachübergreifend mit der Textilbranche zusammen. Was sind die häufigsten Fragen, mit denen Unternehmen zu Ihnen kommen?

Ein grosses Thema sind Substitute aus bio-basierten Materialien: Sind sie wirklich besser als die auf fossiler Basis? Sind synthetische Textilien ein Problem für die Umwelt wegen Mikroplastik? Macht es Sinn, auf kompostierbare Materialien zu setzen, oder ist vielleicht die Langlebigkeit des Produkts wichtiger? Solche Fragen motivieren uns, Grundlagen für informierte Entscheidungen in der Industrie zu erforschen.

Die Schweizer Textilbranche setzt vermehrt auf innovative Lösungen, auch bei neuartigen Materialien, dem Forschungsterrain der Empa. Sie haben etwa konventionelles Polyester mit bio-basiertem verglichen. Welche Materialien sind für Sie die Hoffnungsträger für die Zukunft?

Spannend sind holzbasierte Materialien. Interessant wäre auch ein Material, das wie innovativer Beton CO2 direkt aus der Luft bindet – also Textilien als Speicher für Treibhausgase. Aber das ist vielleicht schon etwas futuristisch (lacht).

Quelle: Eidg. Materialprüfungs- und Forschungsanstalt EMPA

29.10.2021

Recycling-Falle 1: Böses Erdöl

Es kommt zum Rechtsstreit zwischen der Kraftwerksgesellschaft EKW, dem Schweizerischen Nationalpark und dem Umweltamt des Kantons Graubünden. Die EKW hatte bereits angeboten, die vom Kanton angeordnete Sanierung vorab zu finanzieren und den Streit um die Kosten später zu klären. Unklar ist vieles: Muss die Sanierungsfirma für den Unfall von 2016 aufkommen? Wird der Fall als industrielle Altlast behandelt oder nach den Gesetzen des Gewässerschutzes? Michael Roth, der Direktor der EKW, sieht es so: «Der Fall Spöl ist mit anderen bekannten Umweltbelastungen kaum vergleichbar. Entsprechend können die Behörden nicht auf andere vergleichbare Fälle zurückgreifen, was sich negativ auf die Rechtssicherheit auswirkt. Es wird unumgänglich sein, dass die eine oder andere Frage durch Gerichte geklärt werden muss.»

Recycling-Falle 2: Gute Naturfasern

Bisher wurden Kunststoff-Textilien aus Erdöl hergestellt. Der Einsatz nachwachsender Rohstoffen wie Cellulose könnte die Umweltverträglichkeit unserer Kleidung verbessern. Die Empa-Forscherinnen Tijana Ivanović und Claudia Som haben nun die Umweltauswirkungen von konventionellem Polyester mit denjenigen biologisch-basierter Varianten verglichen. Dabei kamen sie zum Schluss, dass lediglich drei der neun Ersatzprodukte eine ähnlich grosse Umweltbelastung wie Polyester erreichen. Die restlichen «Bio-Polymere» schnitten schlechter ab. Der Grund: Die Rohstoffe werden derzeit intensivlandwirtschaftlich produziert, und die Umwandlungsrate vom Rohstoff zur Textilfaser ist nicht effizient – so werden etwa vier Kilogramm Mais für ein Kilogramm Fasern benötigt. Als Nächstes werden die Forscherinnen deshalb alternative Prozesse unter die Lupe nehmen, die beispielsweise Laubblätter nutzen.

Recycling-Falle 3: Kurze Modetrends

Es kommt zum Rechtsstreit zwischen der Kraftwerksgesellschaft EKW, dem Schweizerischen Nationalpark und dem Umweltamt des Kantons Graubünden. Die EKW hatte bereits angeboten, die vom Kanton angeordnete Sanierung vorab zu finanzieren und den Streit um die Kosten später zu klären. Unklar ist vieles: Muss die Sanierungsfirma für den Unfall von 2016 aufkommen? Wird der Fall als industrielle Altlast behandelt oder nach den Gesetzen des Gewässerschutzes? Michael Roth, der Direktor der EKW, sieht es so: «Der Fall Spöl ist mit anderen bekannten Umweltbelastungen kaum vergleichbar. Entsprechend können die Behörden nicht auf andere vergleichbare Fälle zurückgreifen, was sich negativ auf die Rechtssicherheit auswirkt. Es wird unumgänglich sein, dass die eine oder andere Frage durch Gerichte geklärt werden muss.»

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